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Ueber den Markt und durch den Bazar von Esne begeben wir uns in das von Ghawâzi's bewohnte Viertel der Stadt, denn kein Ort in Aegypten ist reicher an Sängerinnen un Tänzerinnen, seitdem Said Pascha alle Mitglieder dieser Zunft aus Kairo dorthin verbannte. Zu Kene, Luksor, vielleicht selbst in den Trümmern von Karnak in Gesellschaft vor vornehmen un nach wunderlichen Kontrasten begierigen Reisenden und fast in jedem oberägyptischen Flecken findet sich Gelegenheit, diese Mädchen ihre Kunst üben zu fehen und die sie begeleitenden Musikanten die Instrumente des Orients spielen zu hören. Freilich werden die rhythmischen Körperbewegungen, das taktmässig ausgeführte Zittern, die Drehungen, Neigungen un Gesten dieser Tänzerinnen und der Vortrag der Sängerinnen unter ihnen unsern an andere Leistungen gewöhnten Geschmack nur slecht zu befriedigen vermögen, und wäre es uns auch vergönnt, die berühmsten Künstlerinnen zu bewundern, die allerdings weder in Esne, noch in einer anderen Nilstadt, sondern nur in Kairo zu finden sind.
Hier in der Residenz find es nicht nur Ghawâzi's, welche die Gesellschaften der Frauen und Männer durch Tanz und Lieder erheitern, sondern die Mitglieder einer alten Zunft, zu der auch die Märchenerzählen gehören, und in deren Mitte allmälig die so schwierigen und für Europäer kaum verständlichen Regeln der Gesangskunst ausgebildet worden sind, denen sich auch die Mädchen anschliessen, die wir in Ken, Luksor oder Esne singern hören. Wenn nicht schön in unserem Sinn, so ist sie doch kunstvoll, diese leidenschaftliche Folge von unregelmässigen Tonintervallen, die mit näselnder Stimme ausgestossen wird und jedesmal mit einer langen Kadenz endigt. Auch die Leistungen der gewöhnlich im Kreise der Kairener Musiker ausgebildeten Virtuosen auf der Flöte und Klarinette, der Laute und dem Kânûn erscheinen uns befredlich, aber die Fertigkeit dieser Leute und die Sicherheit, mit der Mehrere unisono spielen, nöthigt doch auch Kennern wie Dr. Spitta offenen Bewunderung ab.